Nachrichten

17.10.2025
Art Brut Marocain
Bis 5. November im Pariser Museum Halle Saint PierreHalle Saint Pierre, das Pariser Museum (2 Rue Ronsard) für Art brut – Outsider Art – Art singulier – Pop culture, zeigt vom 7. Oktober bis 5. November 2025 die Ausstellung „Art Brut Marocain – Acte II“, als Teil des Programms „Escale Nomad“. Dargestellt wird die lebendige Outsider Art-Szene Marokkos, mit Werken, die jenseits akademischer oder institutioneller Bedingungen entstanden sind. Zu den vorgestellten Künstlern gehört Babahoum (geb. 1936), der seine authentischen Schöpfungen meist auf dem Boden hockend produziert. Dabei verwandelt er Motive des alltäglichen Lebens im ländlichen Marokko in komplexe Kompositionen voller Menschen- und Tierfiguren – ausgeführt in Gouache, Walnussfarbe oder mit Kugelschreiber auf wiederverwendeten Materialien. Mehr unter der angegebenen Website.
- Foto: Archiv G. Peitz BKS Saar -
www.hallesaintpierre.org/art-brut-marocain/- Foto: Archiv G. Peitz BKS Saar -

14.10.2025
The Gallery of Everything auf der Art Basel Paris
Werke des afro-karibischen Malers und Vodou-Priesters Hector HyppoliteIn diesem Jahr sind auf der Art Basel Paris, die vom 24. bis 26. Oktober 2025 im Grand Palais stattfindet, 206 internationale Galerien aus 41 Ländern und Regionen vertreten, darunter 29 Teilnehmer zum ersten Mal und 63 Galerien aus Frankreich.
Die Londoner Gallery of Everything, eine der großen kommerziellen Kunstgalerien „dedicated to artist and makers beyond the cultural mainstream“ (mehr unter www.gallevery.com), ist hier zum zweiten Mal Aussteller. An ihrem Messestand sind Werke von Hector Hyppolite (1894-1948) zu sehen, dem legendären afro-karibischen Maler und Vodou-Priester, der als geistiger Vater der haitianischen Kunst gilt. Seine lebendigen Darstellungen von Ritualen und Schutzgeist-Figuren beeinflussten Künstler wie Wifredo Lam oder Jean-Michel Basquiat. In den 1940er Jahren entdeckt und von André Breton und Marcel Duchamp gefördert, trug Hyppolites Werk dazu bei, den Schwarzen Surrealismus im globalen Kanon zu positionieren. The Gallery of Everything präsentiert im Grand Palais seltene Arbeiten aus dieser Periode, neben mystischen Stillleben und motivisch figurativen Visionen. Zuvor zeigen die Briten im Regent´s Park London auf der Frieze Masters 2025 vom 15. bis 19. Oktober Arbeiten der berühmten mediumistischen East End Künstlerin Madge Gill (1882-1961).
Gleichfalls aus der Sparte sogenannter Außenseiterkunst nimmt in Paris aus New York der Art brut/Outsider Art US-Kunsthändler (und Inhaber der dortigen Outsider Art Fair) Andrew Edlin teil. Aus Paris selbst ist mit Art brut Galerist Christian Berst dabei.
- Foto Grand Palais: G. Peitz, Archiv BKS Saar -
www.artbasel.com/parisDie Londoner Gallery of Everything, eine der großen kommerziellen Kunstgalerien „dedicated to artist and makers beyond the cultural mainstream“ (mehr unter www.gallevery.com), ist hier zum zweiten Mal Aussteller. An ihrem Messestand sind Werke von Hector Hyppolite (1894-1948) zu sehen, dem legendären afro-karibischen Maler und Vodou-Priester, der als geistiger Vater der haitianischen Kunst gilt. Seine lebendigen Darstellungen von Ritualen und Schutzgeist-Figuren beeinflussten Künstler wie Wifredo Lam oder Jean-Michel Basquiat. In den 1940er Jahren entdeckt und von André Breton und Marcel Duchamp gefördert, trug Hyppolites Werk dazu bei, den Schwarzen Surrealismus im globalen Kanon zu positionieren. The Gallery of Everything präsentiert im Grand Palais seltene Arbeiten aus dieser Periode, neben mystischen Stillleben und motivisch figurativen Visionen. Zuvor zeigen die Briten im Regent´s Park London auf der Frieze Masters 2025 vom 15. bis 19. Oktober Arbeiten der berühmten mediumistischen East End Künstlerin Madge Gill (1882-1961).
Gleichfalls aus der Sparte sogenannter Außenseiterkunst nimmt in Paris aus New York der Art brut/Outsider Art US-Kunsthändler (und Inhaber der dortigen Outsider Art Fair) Andrew Edlin teil. Aus Paris selbst ist mit Art brut Galerist Christian Berst dabei.
- Foto Grand Palais: G. Peitz, Archiv BKS Saar -
22.09.2025
AUSSERORDENTLICH – Kunst, Psychiatrie und Gesellschaft heute
DGPA e.V.-Jahrestagung vom 23.-25. Oktober in HeidelbergZu ihrer 56. Jahrestagung lädt die Deutschsprachige Gesellschaft für Kunst & Psychopathologie des Ausdrucks (Sitz München) vom 23. bis 25. Oktober 2025 ins Karl Jaspers Center for Transcultural Studies an der Universität Heidelberg ein.
Der Titel der Tagung «außerordentlich» soll laut Veranstalter (nach erklärenden Worten von Dr. med. Dr. phil. Daniel Sollberger, Geschäftsführender Präsident) auf eine Doppeldeutigkeit hinweisen. Demnach können psychische Ausnahmeerfahrungen zu einem «Verlust der natürlichen Selbstverständlichkeit» (Blankenburg) führen und Menschen damit außerhalb eines konventionellen Ordnungsbereichs verrücken, so dass Ausdrucksformen fremdartig, bizarr oder schlicht unverständlich erscheinen und auch ein Verlust der Verständlichkeit die Folge ist. Andererseits können psychische Ausnahmeerfahrungen aber zugleich dazu führen, dass Außerordentliches in seiner positiven Konnotation hervorgebracht wird, wie in künstlerischen Ausdrucksformen – mit Kunst, die gesellschaftlich längst bis weit in den Kunstmarkt hineinreicht.
Psychiatrie wurde und wird bis heute mit dem Thema der Ordnung in Verbindung gebracht, indem sich etwa ein gesellschaftlicher Anspruch an sie richtet, als Ordnungskraft eine Differenzierung von „gesund“ und „verrückt“ vorzunehmen und die Grenze von innerhalb und außerhalb psychischer und letztlich gesellschaftlicher Ordnung zu definieren. Zugleich aber feiert dieselbe Gesellschaft in Galerien und Musemsausstellungen Kunstwerke jener Künstlerinnen und Künstler, die mit und/oder aufgrund ihrer psychischen Ausnahmeerfahrungen eine Ausdruckskraft umsetzen. Nicht selten sind es hier sogenannte Außenseiter und Außenseiterinnen der Gesellschaft, die von den Rändern her deren Normen und kulturelle Codes aufbrechen und infrage stellen – oder zumindest so gelesen werden.
Mit dem Interesse an Außerordentlichem verbinde sich eine Sehnsucht nach Authentizität, die moderner Kunst, in ethnologischen Museen Objekten und Bildern außereuropäischer Kulturen, aber auch Kinderzeichnungen oder eben künstlerischen Arbeiten von Menschen mit Psychiatrieerfahrung zugeschrieben wird. Solche Sehnsucht ist allerdings längst gebrochen und reflektiert, etwa im Begriff der kulturellen Aneignung und im Bewusstmachen der Kehrseiten eines außerordentlichen künstlerischen Schaffens Psychiatrie-erfahrener Menschen, wenn Entstehungsbedingungen im Leiden, in Einschränkungen, im Zwang, der Entmündigung, einer institutionellen Vereinnahmung u.a.m. berücksichtigt werden.
Die DGPA-Jahrestagung 2025 will diesem Spannungsfeld, gespiegelt im Begriff «ausserordentlich», Raum geben für Differenzierung, Problematisierung und Diskussion. Das vorgesehene Programm und weitere Informationen (auch zu den Teilnahmegebühren) sind unter der angegebenen Website abrufbar.
www.dgpa.org/assets/pdf/tagungsprogramme/DGPA-Jahrestagung2025_vorl_Programm.pdfDer Titel der Tagung «außerordentlich» soll laut Veranstalter (nach erklärenden Worten von Dr. med. Dr. phil. Daniel Sollberger, Geschäftsführender Präsident) auf eine Doppeldeutigkeit hinweisen. Demnach können psychische Ausnahmeerfahrungen zu einem «Verlust der natürlichen Selbstverständlichkeit» (Blankenburg) führen und Menschen damit außerhalb eines konventionellen Ordnungsbereichs verrücken, so dass Ausdrucksformen fremdartig, bizarr oder schlicht unverständlich erscheinen und auch ein Verlust der Verständlichkeit die Folge ist. Andererseits können psychische Ausnahmeerfahrungen aber zugleich dazu führen, dass Außerordentliches in seiner positiven Konnotation hervorgebracht wird, wie in künstlerischen Ausdrucksformen – mit Kunst, die gesellschaftlich längst bis weit in den Kunstmarkt hineinreicht.
Psychiatrie wurde und wird bis heute mit dem Thema der Ordnung in Verbindung gebracht, indem sich etwa ein gesellschaftlicher Anspruch an sie richtet, als Ordnungskraft eine Differenzierung von „gesund“ und „verrückt“ vorzunehmen und die Grenze von innerhalb und außerhalb psychischer und letztlich gesellschaftlicher Ordnung zu definieren. Zugleich aber feiert dieselbe Gesellschaft in Galerien und Musemsausstellungen Kunstwerke jener Künstlerinnen und Künstler, die mit und/oder aufgrund ihrer psychischen Ausnahmeerfahrungen eine Ausdruckskraft umsetzen. Nicht selten sind es hier sogenannte Außenseiter und Außenseiterinnen der Gesellschaft, die von den Rändern her deren Normen und kulturelle Codes aufbrechen und infrage stellen – oder zumindest so gelesen werden.
Mit dem Interesse an Außerordentlichem verbinde sich eine Sehnsucht nach Authentizität, die moderner Kunst, in ethnologischen Museen Objekten und Bildern außereuropäischer Kulturen, aber auch Kinderzeichnungen oder eben künstlerischen Arbeiten von Menschen mit Psychiatrieerfahrung zugeschrieben wird. Solche Sehnsucht ist allerdings längst gebrochen und reflektiert, etwa im Begriff der kulturellen Aneignung und im Bewusstmachen der Kehrseiten eines außerordentlichen künstlerischen Schaffens Psychiatrie-erfahrener Menschen, wenn Entstehungsbedingungen im Leiden, in Einschränkungen, im Zwang, der Entmündigung, einer institutionellen Vereinnahmung u.a.m. berücksichtigt werden.
Die DGPA-Jahrestagung 2025 will diesem Spannungsfeld, gespiegelt im Begriff «ausserordentlich», Raum geben für Differenzierung, Problematisierung und Diskussion. Das vorgesehene Programm und weitere Informationen (auch zu den Teilnahmegebühren) sind unter der angegebenen Website abrufbar.


